Liebe Luftartistin!
Kennst du das auch? Du liebst die Luftakrobatik so sehr, dass du es am liebsten jeden Tag machen möchtest. Du hängst dich richtig rein, und es kommen auch richtig tolle Gelegenheiten auf dich zu – Workshops, Shows, du gibst vielleicht deine ersten eigenen Kurse, lernst richtig tolle Leute kennen. Vielleicht hast du dir auch schon ein ganze Existenz damit aufgebaut.
Aber plötzlich spürst du statt dieser Leichtigkeit etwas ganz anderes: Druck.
Statt Freude und Motivation sind da plötzlich Leistungsdruck, Vergleich, Unsicherheit.
Statt dem Gefühl, dass du am liebsten jeden Tag zum Training gehen möchtest, steht da jetzt ein Gefühl, dass du jeden Tag trainieren MUSST, sonst kannst du gar nicht schaffen, was von dir erwartet wird.
Von Außen sieht alles so aus, wie es sein soll. Du verfolgst deinen Traum, du machst Fortschritte, du baust Connections auf, du bekommst Komplimente. Aber von Innen? Es fühlt sich nicht so an, wie du erwartet hast. Wo ist die Leichtigkeit und Erfüllung, nach der du dich so gesehnt hast?
Aber ansprechen kannst du das Thema auch nicht, was würden denn die Leute von dir denken?
I feel you.
So sehr.
Ich war an diesem Punkt schon mehrfach in meinem Leben. Die Begeisterung die ich mit Anfang 20 für diesen Beruf hatte, ist komplett weg und hat sich gewandelt. Ich war schon mehrfach an dem Punkt, dass ich die Bühne an den Nagel gehangen habe und einen komplett neuen Weg für mich einschlagen wollte. (Falls du mein Buch „Kopfüber im Dschungel“ gelesen hast, dann weißt du ja von der Zeit, als ich die Bühne aufgegeben habe, und mich im Dschungel zur Yoga-Lehrerein ausbilden lassen habe.)
Aber nach mittlerweile 16 Jahren in diesem Beruf habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Phasen immer wieder kommen und absolut ESSIENTIELL sind, um sich als Künstlerin weiterzuentwickeln. Jedes Mal wenn ich mich zu einem Bewussten Rückzug aus dem leistungsorientierten Showbusiness entscheide, finde ich in der Ruhe und dem Raum, der dadurch entsteht, wieder Zugang zu meiner Kreativität und zu meiner Liebe zur Bewegung. Nicht weil ich muss und es auf die Bühne bringen soll, sondern weil ich mich bewegen will und meinen Gefühlen durch die Bewegung Ausdruck verleihen will.
Auch hier war meine Auszeit in Costa Rica ganz ausschlaggebend. Die vielen Stunden, die ich damit verbracht habe an meinem an einer Palme aufgehangenen Seil herumzuspielen, haben dafür gesorgt, dass ich mich wieder in die Luftakrobatik verliebe und haben nicht zuletzt dazu geführt, unseren Community Circus zu gründen.
Aber diese Erfahrungen muss man immer und immer wieder machen. Auch jetzt befinde ich mich wieder einer sehr intensiven Probenphase für die kommende Showproduktion an Bord. Es ist mein 4. Engagement für diese Company, ich wusste also im Vorhinein ganz genau worauf ich mich eingelassen habe. Dennoch sind die 6 Wochen Proben mit nur 1 freien Tag in der Woche herausfordernd. Insgesamt 6 große und 3 kleinere Shows, 17 (!!!) verschieden Luftakrobatische Nummern an 15 verschiedenen Geräten und unzählige Tanznummern müssen wir in kürzester Zeit lernen.
Und ich liebe es, die Herausforderung an so vielen verschiedenen Geräten zu performen hat mich in den vergangenen Jahres extrem wachsen lassen. Ich bin unendlich dankbar für diese Gelegenheit. Aber dennoch fordert es mich heraus! Es ist viel. Ich habe das Gefühl, ich bin nur am auswendig lernen, in welcher Reihenfolge die Tricks kommen und habe keinen Raum für Kreativität oder um mich in die Geschichte der Shows hinein zu spüren. Auch wenn ich weiß, dass es sich am Ende lohnt und ich die Shows an Bord extrem genießen werde, habe ich jetzt oft das Gefühl: „Warum setze ich mich schon wieder so unter Druck?“
Der Grund warum ich das heute mit dir teilen möchte ist um dir zu sagen: Du bist nicht allein, mit deinen Herausforderungen und Ängsten.
Es geht uns allen so! Und so lange dir deine Kunst am Herzen liegt, wird das auch immer so sein. Denn wenn dir etwas wichtig ist, dann machst du dir Gedanken dazu und das ist auch gut so.
ABER: Denken allein bringt dich da da nicht weiter. Denn Kunst geht über unser Gefühl. Und Gefühle entstehen nicht im Kopf. Sondern im Herzen.
Ich habe das große Glück während der Proben für das Schiff in einem wunderschönen Yoga-Studio zu wohnen.
Was mir gerade unglaublich hilft ist mich morgens einfach mit meinem Herzen zu verbinden. Ich lege meine Hände auf die Brust und versuche meinen Herzschlag zu spüren. Das klingt so simpel, aber es ist so effektiv. Danach helfen mit 10 – 15 Minuten sanftes Yoga, bei dem es NICHT darum geht, gut auszusehen, besonders flexibel oder stark zu sein, sondern meinen Körper zu spüren und wahrzunehmen.
Und heute morgen haben ich mir die Zeit genommen, diese Routine mal für dich aufzunehmen.
Ich hoffe sie hilft dir und auch du kannst diese Routine nutzen, immer wenn du dich mal wieder im Kopf und Leistungsdruck des Showbusiness gefangen fühlst.
Hier kommst du zum Link:
Außerdem möchte ich dich von Herzen einladen, teil meiner Patreon Community zu werden. Das ist ein sicherer Raum für eben genau diese Themen: Körper und Psyche pflegen, um den Anforderungen der Artistik mit Leichtigkeit entgegenzukommen. Neben regelmäßigen Workouts und Tutorials findet auch unser Artist Mindset Café nun wieder regelmäßig statt und dient als Austausch unter Künstlern.
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Deine Julia
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